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Ich hasse meine Mutter!


Was hat dich dieser Titel fühlen lassen?

Unbehagen? Schock? Empfindest du genauso? Oder hast du ähnliche Gefühle gegenüber deiner Mutter (oder einem anderen Familienmitglied), bist aber dennoch schockiert über solch eine Aussage? Lass mich dir sagen: Es ist vollkommen in Ordnung, so zu fühlen. Und es ist auch okay, offen zu sagen, dass du deine Mutter hasst (umso schöner, wenn du sie liebst). Ich habe endlich meinen Frieden damit gefunden, es auszusprechen. Wie es dazu kam, möchte ich dir erzählen.


Mein Umdenken begann vor einigen Jahren. Ich las ein Buch ("Flieh, Vöglein flieh" von Manou Enders), in dem die Autorin beschrieb, dass sie ihre Mutter hasst. Ich war schockiert. Nicht, dass ich meine Mutter hasse, aber Hass? Das ist ein starkes Wort. Ich würde eher sagen: Ich mag meine Mutter nicht. Wer gibt schon zu, dass er seine Mutter hasst? Für mich war es undenkbar, so etwas zu sagen oder zu denken.

Doch wenn es in einem Buch steht, war meine Abneigung gegenüber meiner Mutter vielleicht gar nicht so verwerflich? Dieser Gedanke ließ mich kurz innehalten, doch schnell plagte mich das schlechte Gewissen. War meine Abneigung gerechtfertigt? Sie hat mich großgezogen, mir ein Zuhause gegeben, für mich gekocht und mir Kleidung gekauft. Sollte ich nicht dankbar sein?


Den jahrelangen psychischen Missbrauch erkannte ich nicht als solchen. Ich dachte, andere Mütter wären auch so. Ich redete mir ein, dass meine Mutter einfach streng war und ich ein anstrengendes Kind. Aber war ich wirklich so anstrengend? Wollte ich nicht einfach nur Aufmerksamkeit und Liebe? Zeit mit meiner Mutter verbringen? Ist das nicht das Wesen des Mutterseins?


Erst mit der Zeit wurde mir das wahre Ausmaß ihres psychischen Missbrauchs und ihrer toxischen Natur bewusst. Es war meine Realität. Doch diese "Normalität" wurde bald erschüttert. Meine Freunde und deren Mütter öffneten mir die Augen. Je mehr Zeit ich mit anderen Müttern verbrachte, desto klarer wurde mir, wie sehr ich als Kind vernachlässigt wurde.


Die Mütter meiner Freunde behandelten mich oft besser als meine eigene. Sie waren interessierter an mir und zeigten mir, wie es ist, von einer Mutter geliebt zu werden. Es war, als würde ich eine ganz neue Welt entdecken, eine Welt, in der Mütter ihre Kinder bedingungslos lieben, sie unterstützen und ermutigen, anstatt sie herunterzuziehen und zu kritisieren.


Als eine meiner besten Freundinnen Mutter wurde, sah ich, wie echte mütterliche Liebe aussieht. Sie liebt ihr Kind bedingungslos. Es schmerzt, zu wissen, dass ich diese Art von Liebe nie erfahren habe. Die Zeit mit ihrem Kind hat mir die Unschuld und Reinheit von Kindern vor Augen geführt. Kinder sind von Natur aus neugierig, liebevoll und suchen nach Geborgenheit und Liebe. Sie verstehen die Welt noch nicht in ihrer Komplexität und sind abhängig von der Führung und dem Schutz der Erwachsenen. Zu sehen, wie unschuldig und bedingungslos das Kind meiner Freundin die Welt betrachtet, hat mir klar gemacht, wie absurd und ungerecht es ist, einem Kind die Schuld für den psychischen Missbrauch zu geben, der von einem Elternteil ausgeht.


Diese Erlebnisse änderten meine Sichtweise. Das schlechte Gewissen wich. Ich erkannte, dass ich das Recht hatte, wütend auf sie zu sein, ja, sie sogar zu hassen. Ich war nicht das Problem. Sie war die Erwachsene, ich das Kind. Es war ihre Entscheidung, mich so zu behandeln.

Diese Erkenntnis war befreiend. Ich konnte endlich sagen: Ich hasse meine Mutter. Es war ein langer Weg, diese Wahrheit zu akzeptieren und sie auszusprechen. Aber es war notwendig, um zu heilen und weiterzumachen.

Take-Home-Message: Manchmal müssen wir unsere Realität hinterfragen, um zu erkennen, dass das, was für uns normal erscheint, nicht der Norm entspricht. Es ist wichtig, sich selbst zu lieben und sich von toxischen Beziehungen zu befreien, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.

 
 
 

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Meine Heilungsreise

© 2023 von Lily Faye Johnson. Angetrieben und gesichert vonWix

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